Alte Veranstaltungskonzepte funktionieren nicht mehr – „Events 4.0“ als „Plattformen 4.0“ für die neue „Ökonomie 4.0“!

Im folgenden Beitrag wird argumentiert, warum wir anderen Formen von Events, aber auch von Initiativen, Medien und generell Unternehmen brauchen, weil uns Technologie und Komplexität in diesen Wandel treiben. Die neue Ökonomie 4.0 wird auf „Plattformen 4.0“ als generische Wertschöpfungs-Muster setzen müssen, was aber nicht nur Internet-Plattformen beschreibt, sondern auch klassische „Strukturen“ der Wertschöpfung neu definiert. Events als Einweg-Beschallung sind ebenso inkompatibel mit dem neuen Paradigma wie Medien, deren Leser nur Konsumenten sind, oder Unternehmen, deren Silos und starre Strukturen nicht flexibel auf Anforderungen des Marktes reagieren. Am Ende der Evolution 4.0 werden diese Strukturkonzepte als Inseln verschwinden und zu Plattformen 4.0 konvergieren.

Alles Plattform 4.0 20150524

Abb 1: Der Plattform 4.0-Gedanke transformiert alle „klassischen“ Strukturen

Event 1.0 versus Event 4.0

Stellen Sie sich eine klassische Veranstaltung als Worst Case vor. Sie fahren zum Event, hören mit anderen, ihnen unbekannten Zuhörern von einem „Experten“ eine Frontal-Präsentation und nehmen vielleicht die ein oder andere Information für sich und ihre Praxis mit. Dafür haben Sie u.U. einen ganzen Tag und zusätzlich Veranstaltungskosten investiert. Was früher einmal ausreichte, ist im neuen Zeitalter ungeeignet und so wundert es nicht, dass man nach Alternativen sucht.

Barcamps als offene Formate mit freier Themenfindung und größer Interaktivität stellen hier schon eine wesentliche Innovation dar, weil sie sowohl von der Themenfindung als auch vom wirklichen Kompetenz-Transfer durch Interaktivität eine höhere „User Centricity“ darstellen. Und so lobt sich insbesondere die Netzgemeinde, wenn ihre Veranstaltung und Plattformen wie die re:publica anders sind.

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Abb 2: Event 1.0 vs. 4.0 – Statt Sender-Empfänger co-produktive Partner (CoP), …

Aber auch Barcamps fehlen oft die Nachhaltigkeit und Offenheit i.w.S. und Vernetzung der Veranstaltung mit anderen relevanten Aktivitäten der Teilnehmer. So findet oft keine Vorbereitung und Nachbereitung des Events statt. Das Matchmaking erfolgt nur über die Themen einzelner Sessions. Die Teilnehmer sind sich u.U. unbekannt und können auch wechselseitig ihre Herausforderungen und Kompetenzen nicht einschätzen. Der Anschluss eines Barcamps an die Probleme der Nutzer (vorher) und den Transfer in die Praxis (nachher) sind gering. Von der kollaborativen Kompetenzentwicklung wird nur während des Barcamps profitiert, anschließend verliert sich die Community bzw. es findet ein Transfer nur in dem Sinne statt wie man etwas von seinem Barcamp mitnimmt. Ansonsten bleibt das Barcamp vom eigenen Wirkungskontext getrennt. So sind Barcamps und Ted & Co sicherlich wunderbare Quellen der Inspiration, aber sicherlich nicht die ultimative Lösung für Events für eine kollaborative Transformation und Wertschöpfung. So wird immer mehr gefragt: Tolle Ideen und was dann?

Ist das alternativlos?

Wenn wir einfach die oben genannten „Mängel“ klassischer Events negieren, ist dies nicht nur ein Hinweis auf die Neugestaltung von Events. Eine solche Negation ist zugleich „prototypisch“ für einen Wandel 4.0, der alle bisherigen Strukturen der Wissens-Wertschöpfung wandelt (Events, Medien, …).

  • Warum werden nicht alle Teilnehmer eines Events schon vor dem Event Teil einer Community, die selbstreferentiell durch Einladungen und Empfehlungen und Vorfeldaktionen aus sich selbst wächst?
  • Dabei profilieren sich die zukünftigen Teilnehmer mit ihren Kompetenzen und Herausforderungen. Sie bringen bereits Vorwissen aus anderen Kontexten als Content ein. Ein Matchmaking bringt auf dieser Basis komplementäre Kompetenzträger für die Sessions zusammen.
  • Teilnehmer der Session organisieren mögliche Inhalte, Fragen etc. der Sessions bereits im Vorfeld wie natürlich auch die Ergebnisse der Sessions nach dem Barcamp in die Online-Community wie auch spätere Events und diverse andere Kontexte einfließen.
  • Begleitende kollaborative Formate wie Blogparaden oder virtuelle Roundtables und gemeinsames Engagement auf Twitter begleiten das Event und bereiten es multiplikativ vor und nach.
  • Dabei wird am Ende des Barcamps nicht nur bewertet, wie zufrieden man ist, sondern vor allem werden noch offene Baustellen für die Zukunft (generell, individuell) identifiziert. Ein kollaboratives Coaching und Projekt- und Ergebnismanagement aus der Community heraus stellt den Transfer und die Ergebnisorientierung in den eigenen Arbeitsalltag sicher.
  • Die Grenzen des Events verschwinden, das Event wird offener, interaktiver, smarter und virtuell kollaborativer. Im Idealfall wird das Event 4.0 Teil einer insgesamt gewandelten Wertschöpfung und Ökonomie 4.0.

Von 1.0 zu 4.0

Abb 3: Paradigmatischer Wandel 1.0 bis 4.0

Eine andere Ökonomie als Paradigma 4.0

So weit, so exemplarisch für das, was nicht nur mit Events an Wandel passieren wird.

Um die „Transformation 4.0“ generell zu verstehen, gilt es die Gründe für die Transformation zu verstehen. Die Ökonomie und auch das Web wandeln sich über dieses Beispiel hinaus generell in Richtung eines neuen Wertschöpfungs-Paradigmas „4.0“, weil Technologie als Enabler eine andere Wertschöpfung ermöglicht und die „neuen Märkte“ mit ihren neuen Werten, Strukturen, Prozessen („Märkte als Gespräche“, Cluetrain Manifesto!) dies erfordern.

Während ursprünglich beim Begriff „Industrie 4.0“ die technologischen Enabler wie das Internet, RFID, Mobile oder Cyber Physical Systems im Vordergrund standen, wird nun immer klarer, dass der wirkliche Wandel ein Wandel der Wertschöpfung ist, der durch die neuen Technologien ermöglicht wird.

Das Paradigma, das die Version „4.0“ beschreibt, ist also weniger ein technisches als ein ökonomisches Paradigma. In diesem Paradigma treten an die Stelle von fixen, kundeneinheitlichen Standard-Produkten, monolithischen und geschlossenen Organisationseinheiten und Wertschöpfungen („Inseln“) und starren Kopplungen („Prozesse im alten Sinne“) kundenindividuelle Problem-Lösungen, offene, kollaborative Service-Netzwerke und offenes Networking und die fluide Selbstorganisation der Netzwerke.

Treiber Technologie und Komplexität

Getrieben wird dieser Wandel nicht nur von der Technologie als Enabler. Niemand würde auf Technologie als Selbstzweck setzen. Zugleich wirkt die Technologie als indirekter Treiber, weil gleichzeitig die technologischen Möglichkeiten auch neue Komplexitäten entstehen lassen. Kunden haben heute andere „Wertvorstellungen“, sie wollen bessere Produkt-Lösungen bzw. eigentlich Problem-Lösungen (weil sie jetzt möglich sind), sie agieren anders miteinander und ihren „Lieferanten“, wobei schon diese Unterschiedung ein altes Paradigma kennzeichnen. Im komparativen Wettbewerb besteht man dann nicht mehr mit alten Struktur-Lösungen (weil sie jetzt bessere möglich sind). Wer sich hier nicht wandelt und den neuen Anforderungen bzw. Komplexitäten gerecht wird, verschwindet vom Markt.

Alle werden Plattformen 4.0!

Wie aber reagiert man auf die neuen Herausforderungen? Im Zusammenhang mit der digitalen Transformation fällt immer öfter der Begriff „Plattform“ und „Plattform-Kapitalismus“. In der Regel wird dabei an Google, Apple oder Uber gedacht. Dabei wird immer klarer, dass das Plattform-Konzept darüber hinausgeht. Plattform-Theoretiker wie US-Ökonom Van Alstyne sind noch rigoros in ihrem Verständnis:

„Ich definiere eine Plattform als einen veröffentlichten Standard,
mit dem sich andere verbinden können, zusammen mit einem Governance-Modell,
also den Regeln, wer wieviel bekommt“.

Plattform-Praktiker wie Haier-Chef sind offener und erkennen das Plattform-Konzept als Management-Konzept:

„In Zukunft gibt es nur noch Plattform-Inhaber, Unternehmer und Mikrounternehmer.
Unsere fünf Forschungszentren weltweit funktionieren heute schon wie Plattformen,
auf denen Unternehmer zusammenarbeiten.
Die Firma der Zukunft hat keine Angestellten mehr.“

Das ist aber nicht das Ende der Öffnung des Plattform-Begriffs bzw. technologisch des Cloud-Begriffs (als IT-Plattform). Jede Wertschöpfungsstruktur wird nach Überzeugung des Autors dieses Beitrags nach außen zum Netzwerk von Services (Everything as a Service, allerdings in einem weiteren Verständnis als Wikipedia) und nach Innen zur Plattform für die Vernetzung von Teil-Services und Netzwerk-Akteuren. Diese kombinatorische Logik unterscheidet sich bei „reinen“ Plattformen und „reinen Unternehmen“ vor allem darin, inwieweit die eigene Wertschöpfung sich direkt oder indirekt in die Produkte bzw. Services für die Kunden einbringt oder vor allem der Koordination im Netzwerk dient.

  • Plattformen i.e.S. sind dann reine Koordination bzw. „Marktplatz“,
  • Plattformen i.w.S. ergänzen die „Cloud-Wertschöpfung“ um eine eigene Wertschöpfung für den Kunden über die Koordination hinaus.

Eine solche weitgehende Plattform-Sichtweise hinterfragt nun alle Unternehmen und fordert diese Unternehmen nicht wie bisher nur als Wertschöpfer, sondern eben vor allem auch als Plattformen bzw. als Netzwerk-Unternehmen, deren Assets eben nicht mehr nur „eigene Ressourcen“ und „eigene Kompetenzen“ sind, sondern vor allem der Zugang zu Netzwerken und die mehr oder weniger tiefe Kopplung mit diesen Netzwerken. Hier gilt es die Qualität der eigenen Plattform-Kompetenzen ebenso zu gestalten wie man bisher die „Kern-Kompetenz“ gemanagt hat. Nicht nur Cloud-Worker in Unternehmen sind dann Teil von Netzwerken, sondern z.B. auch freie Blogger bei der Huffington Post.

Alte „Plattformen“ funktionieren nicht mehr, paradigmatischer Wandel 1.5 bis 4.0

Alte „Plattformen“ müssen auf diesen Wandel reagieren. Da, wo sich heutige Wertschöpfungs-Strukturen wie Events, Medien oder auch Unternehmen generell noch nicht ausreichend als Plattformen 4.0 erkennen und gestalten, werden sie im Wettbewerb versagen, weil andere die Chance des neuen Paradigmas 4.0 für bessere Kundenwerte und effizientere Strukturen nutzen. Dabei bedeutet 4.0 zu sein, auch mehr als offener und vernetzter zu sein.

In Anlehnung an die manchmal willkürliche erscheinende Versionierung von Web, Produktion und Marketing (Kotler: Marketing 3.0 = Wert-Marketing) sind aufbauend auf der Wertschöpfung 1.0 vier Schritte oder eher vier Dimensionen oder noch besser vier Teilparaigmen-Wechsel relevant, wenn wir bei 1.0 starten. Dabei werden andere Autoren andere Bezeichnungen und andere Inhalte wählen, das sind aber irrelevante Nebenkriegsschauplätze. „1.5“ ist dabei vom Autor „erfunden“ worden, um diesen wichtigen Aspekt zu thematisieren:

  • 1.0 KLASSIK Klassische Wertschöpfung („1.0“)

darauf aufbauend

  • 1.5 OPEN Offenheit und Vernetzung
  • 2.0 SOCIAL Interaktivität
  • 3.0 SMART Intelligenz bzw. Semantik und Wert-/Ergebnisorientierung
  • 4.0 COLLABORATIVE Dezentrale Selbstorganisation und Kollaboration

1.0 Klassik: geschlossen, unidirektional, Blindflug, Ego-Zentralisierung

Beginnen wir  aus pädagogischen Gründen mit einer ungerechten Polemik. Alte Wertschöpfung erfolgte im Worst Case innerhalb der Organisationen oder zwischen den Organisationen in Silos bzw. weitgehend geschlossenen Systemen, die oft nur durch enge Interfaces gekoppelt waren. Die Art der Kopplung, z.B. zwischen Kunde und und Unternehmen, war dabei im Worst Case natürlich unidirektional bis hin zu „autistisch“. So war man blind gegenüber der Customer Experience und von einem systematischen Monitoring des Marktes und einem Austausch mit dem Markt (Cluetrain Manifesto!) weit entfernt. Der fehlende Austausch und die fehlende „Sensorik“ im technischen wie im empathischen Sinne wurden noch durch fehlende Intelligenz in Richtung Blindflug verstärkt. Im besten Fall erfolgten Entscheidungen und Handlungen intuitiv richtig, im schlechtesten Fall einfach falsch, in der Regeln dann aber intransparent falsch (wo kein Ankläger …). Kontroll-Illusion erfolgte durch Zentralisierung bzw. Hierarchie.

Was ist an dieser „Klassik“ schlecht? In vielen Kontexten ist die Klassik weiterhin tragfähig, in der Regel allerdings nicht mehr auf neuen Märkten. Eine solche Organisation hat eine zu beschränkte Komplexitätsfähigkeit, um die neuen Herausforderungen der Komplexität (s. oben) zu meistern. Wie also optimieren? Negieren Sie auch hier wieder kreativ und Sie erhalten die Musterlösung 😉

1.5 OPEN: Offener und vernetzter

Offenheit und Vernetzung sind im Sinne der Plattform-Ökonomie im wahrsten Sinne die grundlegenden Änderungen. Innerhalb von Organisationen und zwischen Organisationen fallen die sachlichen, räumlichen und zeitlichen Grenzen („Silos“).Komplementär zur Offenheit ist die Vernetzung. Nicht nur die Grenzen (der Organisation, der Arbeit, …) verschwinden, zugleich wird über Schnittstellen hinausgehend bisher Getrenntes verbunden und eins. Nach radikaler:

In Zukunft werden die bisher getrennten Inseln
zu grenzenlosen Netzwerken im großen Netzwerk. Ommmm!

An andere Stelle fordert der Autor dieses Beitrags ein Denken in Eco-Systemen. Innen und Aussen sind danach Begriffe der alten Ökonomie (und einer alten, klassischen Logik und Ontologie), an ihre Stelle treten eher Distanzmaße. Das gilt nicht nur bei Exoten bzw. Plattformen i.e.S. wie Uber und airbnb, wo Privatmenschen Teil der Organisation werden. Auch wenn wir einen so konservativen Bereich wie das Personalmanagement betrachten, wandelt sich die Markt-Organisations-Logik. Talent Pools werden Vorstufen fester Mitarbeiterschaft und Crowd- / Cloud-Worker stehen noch deutlicher für eine neue Arbeits-Perspektive, wo nicht 0 oder 1 Mitarbeiterschaft charakterisiert. Jeder Nicht-Mitarbeiter ist mehr oder weniger potenzieller Mitarbeiter und jeder Mitarbeiter potenzieller Nicht-Mitarbeiter (selbst, wenn er noch in ihrem Büro sitzet).

Da, wo zudem bisher nur Ein- und Ausgabe-Interfaces den Austausch zwischen den Silos regelten (Abteilungen, Kunde und Organisation, …) und nur ein beschränkter Austausch stattfand, entstehen nun gemeinsame Erfahrungswelten. Solche Erfahrungswelten müssen nicht online sein, aber die virtuelle Welt verstärkt diesen Wandel. Auch Mobile oder das Internet der APIs (Application Programming Interfaces) können im Sinne dieses Wandels zu mehr Offenheit und Vernetzung interpretiert werden.

Ein offenes und vernetztes Event ist in diesem Sinne auch keine geschlossene Wagenburg mehr, sondern öffnet sich und fließt zuvor und danach und während der Veranstaltung („twittern“) in andere Kontexte ein und profitiert von anderen Kontexten (z.B. Fanseite auf Facebook, Hangouts auf Youtube, …). Im Idealfall kann man die Veranstaltung im wahrsten Sinne und die Netzwerke (Problem-Lösungen und Kooperations-Partner) mit nach Hause nehmen, indem ihre Virtualisierung (z.B. eigenes kollaboratives Portal des Events) Teil des eigenen Erfahrungskontextes wird.

2.0 SOCIAL: Sozialer und interaktiver sein

Dabei wird die Art der Vernetzung langfristig über doie Transaktions- und Bewertungsvernetzungen ala Amazon oder Uber hinausgehen. Bei Medien wie der Huffington Post sind die Leser zwar noch weitgehend passiv (außer Kommentaren), aber das Netzwerk externe Blogger trat bereits kreativ an die Stelle der sonst üblichen Autoren. Der bisherige konsumierende Nutzer und Kunde wird zum Co-Produzent und die Schnittstelle geht von der Transaktion in Richtung Ko-Produktivität.

Beim Barcamp wurde schon aufgezeigt, wie „Kunden“ Mit-Produzenten wurden, die Session festlegen und aktiv mitwirken. Kunden sind aber auch Mit-Akquisiteure, wenn sie z.B. Empfehlungen zum Unternehmen aussprechen. Und generell wird die Kundenerfahrung an Interaktivität durch neue Technologien gewinnen können.

3.0 SMART: Semantischer, smarter und wertorientierter

Nach dem Web 2.0 und dem Marketing 2.0, Enterprise 2.0 blieb lange unklar, was denn nun 3.0 sein könnte. Die Kern-Web-Community entdeckte das semantische Web für sich, was mehr ist als irgendwelche technische Standards. Mit dieser Entdeckung scheinen sie relativ alleine geblieben zu sein, dabei geht eigentlich jede Form der Profilierung- und Qualitäts-Bewertung in Richtung 3.0, und so begegnet man einem solchen 3.0 nicht nur bei Open Graph und Klout Score, sondern z.B. bei jeder Relevanz-Filterung und jedem Matchmaking. Das „Web“ wird durch Semantik „intellligenter“. Noch radikaler könnte man sogar jede Standardisierung – also den Kern von Plattformen im weitesten Sinne – dieser Intelligenz durch Semantik zuordnen.

Im Industrie 4.0-Kontext fällt komplementär oft der Begriff der „Smartness“. Dezentrale Smartness und Vernetzung durch eine gemeinsame Semantik sind für den Autoren ebenso Aspekte von SMART wie die Mehr-Wertorientierung von Kotler und seinem Marketing 3.0. Semantik ermöglicht smartere, vernetzte Systeme und Profilierung und Qualiätsbewertung wird auch Werte im Kotlerschen Sinne umfassen. Lokale wie globale Strukturen, jeder einzelne Akteur wie auch das Netz bzw. die Plattform werden „smarter“ und dadurch erreichen wir ein neues Potenzial der Wertschöpfung.

Wie aber werden Events „smarter“? Oben wurde bereits geschildert, dass das Matchmaking wie auch die Kundenindividualisierung von Events deutlich verbessert werden können. Eine smarte Plattform könnte das laufende Wissens- und Akquisitionsmanagement triggern. Wenn wir unsere Profilierung mit lokaler Smartness des Events i.e.S. und Smartness des Umfelds kombinieren, dann kann die „Wert“-Schaffung von Events für jeden Teilnehmer deutlich gesteigert werden.

4.0 COLLABORATIVE: Dezentralisierter, selbstorganisierter und kollaborativer (4.0)

Last, but not least, hat alle Welt nach 2.0 und 3.0 auch 4.0 entdeckt. Und auch der Autor dieses Beitrags ist trotz regelmäßiger Kritik am Fortschritt im Bereich Industrie 4.0-Umfeld ein 4.0-Believer. Dabei bedeutet 4.0 nicht nur Hightech in der Industrie, sondern ein generelle Wandel der Wertschöpfung (s.o.). Offenheit und Vernetzung, neue „sozialere“ Strukturen (auch von Social Maschines!) und das mehr an Smartness und Semantik / Standards ermöglichen eine neue Ökonomie der dezentralen Selbstorganisation bei gleichzeitig erweitertern und verbesserten Kollaboration.

Am Ende werden wir alle nach „außen“ (alte Denke) zu agilen/ fluiden Service-Netzwerken und nach innen zu kollaborativen Netzwerken, wo z.B. der Nutzer, Kunde, … Teil der Kollaboration ist und Co-Produktion auch bei ihm stattfindet und zwar nicht nur in Form von 3-D-Druckern, sondern schon auf Märkten, die mehr als Transaktionen sind, und in Organisationen, die nicht mehr von Märkten getrennt sind, sondern gemeinsame Problemlösungs-Plattformen darstellen.

Im Idealfall muss ein Event 4.0 in diesem Sinne ein kollaboratives Netzwerk,
eine Transformations- oder Wertschöpfungs-Community etablieren,
das vor, während und nach dem Event wirkt und das Event als Insel verschwinden lässt.
Wenn im eigenen Arbeitskontext die Transformation und Wertschöpfung gelingt,
weil man auf die Kompetenz des Netzes zurückgreifen kann, dann ist ein Event wirklich 4.0.

4.0 Schale

Abb 4: Von 1.0 zu 4.0 durch Ummantelung bei Industrie 4.0-Komponente und Portal 4.0

Virtualisierung von Strukturen 1.0 in Richtung 4.0

Wie aber gelingt das Wunder, dass aus Strukturen 1.0 nun Strukturen 4.0 werden? Plattformen sorgen mit ihrer „zentralen“ Logik für die Transformation der an die zentrale Plattform „angeschlossenen“ Strukturen.

Umgekehrt können Strukturen aber selbst transformiert werden, indem sie z.B. durch 4.0-Logik ummantelt werden. In diesem Sinne kapselt z.B. in der Industrie 4.0 das Konstrukt der Industrie 4.0-Komponente jedes Element einer Industrie-4.0-Lösung mit „Verwaltungsschale“ (auf einen solchen Begriff kommen nur deutsche Ingenieure!) und versorgt es mit zusätzlicher Vernetzung und Smartness. Diese Rolle der Industrie-4.0-Komponente können für Initiativen, Events und Medien z.B. „smarte“, kollaborative Portale übernehmen, die die reale Struktur in ihrem Wertschöpfungs-Schwerpunkt immer mehr virtualisieren. Hier kann die Netzgemeinde von den Ingenieuren lernen.

Ein Event kann die Virtualisierung bzw. Transformation 4.0 der alten Event-Logik
mit Hilfe einer kolaborativen Event-Plattform (Portal) im weitesten Sinne realisieren.
Ein Event-Portal wie auch vernetzte Kontexte (Facebook, …) sorgen dann dafür,
dass die oben skizzierten Veränderungen der alten Event-Logik unterstützt werden.  

Eine Plattform 4.0 für das Netzökonomie-Camp

Ein Netzökonomie-Camp (#NÖCCN15) zur Netzökonomie bzw. Plattform-Ökonomie bzw. zur Ökonomie 4.0 oder wie auch immer wir sie benennen, muss in the long run natürlich selbst dieser Plattform-Logik 4.0 genügen. Daher findet das Netzökonomie-Camp nicht erst im November und nicht in Köln statt. Im Idealfall findet es u.a. bereits mit diesem Beitrag statt und wo immer es auch notwendig ist. Und eine Fanpage bei Facebook gibt es auch schon 😉 Das kann natürlich nur der Anfang sein, der Ausbau in Richtung 4.0 wird sukzessiv weiter gehen …

NetzCamp 20150524

Abb 4: Doppeltes Networking vor, während, nach #NÖCCN15 = vor #NÖCCN16

Vom Event 4.0 zur Initiative 4.0, IHK 4.0, zu Marktplatz 4.0 und Unternehmen 4.0 …

Das Netzökonomie-Camp als „Event 4.0“ kann dabei nur ein Anfang sein. Auch Strukturen wie Initiativen, Verbände, IHK, elektronische Marktplätze und Unternehmen sind in analoger Weise neu zu definieren.

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8 Gedanken zu “Alte Veranstaltungskonzepte funktionieren nicht mehr – „Events 4.0“ als „Plattformen 4.0“ für die neue „Ökonomie 4.0“!

  1. Interessante Thesen. Aber was ist „altes Denken“?

    Wer nur nach vorne sieht, der wiederholt möglicherweise Fehler aus der Vergangenheit.
    Viele Aussagen von Digitalisierungsprofis erinnern mich an Aussagen von Vertriebsprofis wie Carsten Maschmeyer. Der schreibt auf seiner Homepage: „Rückwärts können Sie sich erinnern, leben können Sie nur vorwärts.“
    Das halte ich für falsch. Eine soziale Gesellschaft braucht beides, die Erinnerung und die Entwicklung nach vorne.

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  2. Pingback: DIE Lehre aus Berlin vom Barcamp #Arbeiten40 – wie gelingt uns die Transformation 4.0 optimal? | Netzökonomie-Campus mit Käsekuchen

  3. Danke für diese sehr umfassende Zusammenstellung – sehr inspirierend – für mich hat der Text das Potenzial für eine Serie von mindestens drei separaten Beiträge. Die Transformation aus 1.0 hin zu 4.0 bedeutet auch, die 1.0 Ökonomie nie aus dem Auge zu verlieren, wenn die Handelnden Personen selbstbestimmt, souverän bleiben wollen. Betrachten wir die Stärken und Schwächen der einzelnen Volkswirtschaften, dann können wir die Vielfalt als Erfolgsfaktor, die Multistrukturalität erkennen.

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